Wie kann man die Therapietreue von Patient:innen erhöhen? Teil 2: Mögliche Lösungen

Der Schlüssel zu einer besseren Therapietreue liegt in der Kompetenz der Patient:innen. Sie müssen mit ins Boot. Wie Sie das erreichen können, erfahren Sie hier.


Wie kann man die Therapietreue von Patient:innen erhöhen? Teil 2: Mögliche Lösungen

Teil 2: Mögliche Lösungen

Im ersten Teil dieser Mini-Artikelserie haben wir uns mit den Problemen beschäftigt, die sich negativ auf die Therapietreue auswirken: Da wäre zum einen die Komplexität der Therapie. Die anderen Probleme lassen sich nahezu ausnahmslos mit „Mangel an Wissen“ zusammenfassen. Und wir wären nicht die SDMED, wenn wir dafür nicht unterschiedliche Lösungsstrategien in petto hätten. Mit genau denen wollen wir uns in diesem Artikel beschäftigen. Sollten Sie den ersten Artikel noch nicht gelesen haben, empfehlen wir Ihnen, dies zunächst zu tun.

„Teil 1 – Das Problem“ noch nicht gelesen? Lesen Sie, weshalb Therapietreue bei chronischen Erkrankungen eine Herausforderung ist und eine Internetrecherche zu falschen Entscheidungen führen kann.

Mehr Kompetenz ist der Schlüssel

Nebenwirkungen (oder auch nur die Furcht vor ihnen), eine nicht ganz glückliche Kommunikation zwischen Patient:innen und ihren behandelnden Ärzt:innen, geringe Gesundheitskompetenz psychologische Faktoren, mangelnde Motivation oder fehlende Überzeugung von der Wirksamkeit der Therapie – viele der Probleme bei der Therapietreue ließen sich durch eine bessere Aufklärung der Patient:innen vermutlich vermeiden. Denn Unsicherheit und Unwissenheit gehören zu den Hauptgründen dafür, dass Patient:innen eine Therapie abbrechen und/oder auf der Suche nach Informationen ins Netz gehen. Finden sie hier nicht die richtigen Informationen, die sie auch verstehen, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Therapieabbruch zusätzlich.

Der Schlüssel ist demnach, die Patient:innen bei der Behandlung mitzunehmen: Sie müssen ihre Erkrankung verstehen und die therapeutischen Schritte sowie deren Notwendigkeit nachvollziehen können. Es ist also die Gesundheitskompetenz der Patient:innen, die gesteigert werden muss. Auch, wenn es nur über Umwege geschehen kann.

Lösungsmöglichkeit 1: Mehr Kompetenz im Netz

Wenn immer mehr Patient:innen nach Informationen im Netz suchen, dann müssen sie korrekte finden. Und diese auch verstehen können. Ein Weg, um den Doktoren Google, Twitter und Co ein wenig mehr Kompetenz zu verleihen, sind demnach mehr Portale mit verlässlichen und leicht verständlichen Informationen. Plattformen wie Netdoktor machen es vor, doch ist in dem Bereich noch viel Luft nach oben. Insbesondere bei Wissens-Plattformen zu einzelnen Indikationen, die sich allein an die spezifische Gruppe der Betroffenen richtet, überschaubar sind und sie nicht überfordern.

Die Anforderungen an solche Plattformen sind hier schnell formuliert, in der Umsetzung aber nicht unbedingt trivial: sie müssen neutral, verständlich, empathisch und übersichtlich sein. Außerdem sollten relevante Randthemen mit abgedeckt werden. Zum Beispiel, wie Betroffene zu ihre Genesung beitragen können. Und zu guter Letzt müssen sie natürlich mit dem Heilmittelwerbegesetz konform sein.

Nein, wir glauben nicht, dass Sie oder wir allein das Internet aufpolieren können, aber dazu beitragen können wir alle – zum Beispiel auch über unsere Sponsoring-Konzepte. Denn jede sichere und informative Anlaufstelle für Betroffene im Netz erhöht die Gesundheitskompetenz in diesem Bereich und erhöht damit auch die Therapietreue.

Lösungsmöglichkeit 2: Veranstaltungen für Patient:innen

Und wenn wir schon beim Thema Sponsoring-Konzepte sind: Sie bieten auch die Möglichkeit, Veranstaltungen für Patient:innen durchzuführen. In einem solchen Rahmen können alle Fragen der Betroffenen konkret adressiert und für diese spezielle Zielgruppe mit ihren Bedürfnissen aufbereitet werden. Darüber hinaus bieten solche Veranstaltungen ein Forum, in dem die Patient:innen sich austauschen können und gehört werden.

Lösungsmöglichkeit 3: Mehr Kompetenz für Mediziner:innen

Na? Geben Sie es zu, Sie haben beim Lesen der Headline kurz die Luft angehalten. Doch sprechen wir den Ärzt:innen selbstverständlich nicht die medizinische Kompetenz ab. Wenn es viele Patient:innen nach einem Arztbesuch jedoch ins Netz treibt, weil sie sich nicht mehr an die Erläuterungen erinnern oder diese gar nicht verstanden haben, dann ließe sich an der Kommunikation zwischen Ärzt:innen und Patient:innen etwas tun.

Laut einer Befragung stuften junge Mediziner:innen ihre Fähigkeiten bei der ärztlichen Gesprächsführung niedriger ein als ihr Job es fordert. Befragt wurden sie im Jahr 2017 und zwar etwa anderthalb Jahre nach ihrem Studium. Die Kommunikation im medizinischen Alltag wird heute zunehmend stärker im Medizin-Studium trainiert – das bringt die Kolleg:innen, die jetzt schon in Klinik oder Praxis tätig sind, jedoch nicht weiter. Learning by doing funktioniert hier nicht.

Zertifizierte Fortbildungen zur Gesprächsführung wären hier ein möglicher Ansatzpunkt. Diese Fortbildungen könnten u.a. schulen, wie man komplexe und medizinische Informationen verständlich erklärt und wie man psychologische Hürden meistern kann, um so auch die Therapietreue zu erhöhen.

Lösungsmöglichkeit 4: Mehr Kompetenz für Nurses, MFAs und Co

Die Anforderungen an Mediziner:innen steigen stetig und die Zeit wird immer knapper. Pflegerisch und therapeutisch tätige Fachkräfte, MFAs, Hebammen – es gibt im medizinischen Alltag etliche Personengruppen, die für Patient:innen eher erreichbar und daher auch eher Ansprechperson sind als die Ärzt:innen. Wenn sie Fragen beantworten, Unsicherheiten nehmen und Zusammenhänge erklären können, tragen sie maßgeblich zur Therapietreue bei. Hier zu investieren und die Kompetenzen dieser Fachgruppen auszubauen, zahlt sich demnach unmittelbar aus.

Fazit

Therapietreue ist für eine erfolgreiche Behandlung essenziell. Oder wie C. Everett Koop es so schön treffend formulierte: „Drugs don't work in patients who don't take them.“ Der beste Weg zu mehr Therapietreue führt unter anderem über eine Steigerung der Gesundheitskompetenz und damit auch der Zufriedenheit der Patient:innen. Denn wer seine Erkrankung und die Therapieentscheidungen versteht, fühlt sich ernst- und mitgenommen und geht die Therapie entschlossen mit.

Patient:innen zielgruppengerecht zu informieren erscheint aufgrund des HWGs für die Pharmabranche unmöglich. Doch das ist sie nicht. Neben den hier anskizzierten Möglichkeiten haben wir noch ein paar weitere Asse im Ärmel. Sprechen Sie uns gerne unverbindlich an.

Image by Steve Cliff from Pixabay





Zurück zur Übersicht
Zum ersten Inhaltsabschnitt