Die Rolle der Pharmaindustrie in der ärztlichen Fortbildung (CME): Chancen und Herausforderungen im Wandel der Zeit

Die Rolle der Pharma in der ärztlichen Fortbildung (CME) ist im Wandel. Wieso, welche Herausforderung es zu meistern gibt und welche Chancen sich bieten, lesen Sie hier.

Die Rolle der Pharmaindustrie in der ärztlichen Fortbildung (CME): Chancen und Herausforderungen im Wandel der Zeit

Die Pharmaindustrie spielt seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle in der ärztlichen Fortbildung. CME (Continuing Medical Education) ist ein Bereich, in dem die Pharmaindustrie und die Ärzteschaft seit jeher im Dialog stehen: Weiterbildungsmaßnahmen für medizinisches Fachpersonal und wissenschaftlicher Austausch gehen Hand in Hand. Doch die Rolle der Pharma in der Bereitstellung von ärztlichen CME Fortbildungen hat sich in den letzten Jahren durch verschiedene Faktoren stark verändert und wird es in der Zukunft weiter tun. In diesem Artikel möchten wir einen genaueren Blick darauf werfen, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die Bedeutung der Pharmaindustrie in der ärztlichen Fortbildung mit Fokus auf CME genommen hat und wie die heutige Situation aussieht. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für Pharmaunternehmen in einer Zeit des digitalen Wandels und der sich immer stärker verändernden Anforderungen des Gesundheitssektors?

Die „traditionelle“ Rolle der Pharmaindustrie in der ärztlichen Fortbildung im Bereich CME

In der Vergangenheit waren die ärztliche Fortbildung und CME stark auf persönliche Interaktionen und physische Veranstaltungen wie medizinische Kongresse, Seminare und Symposien konzentriert. Die Pharmaindustrie war eine der treibenden Kräfte hinter diesen Veranstaltungen, indem sie Inhalte mitentwickelte, hochkarätige Referent:innen aus Forschung und Praxis präsentierte und die Infrastruktur für die Durchführung bereitstellte. Ärztliche CME-Fortbildungen fanden häufig im Rahmen von Fachkongressen oder speziellen Seminaren statt, die von Pharmaunternehmen gesponsert wurden.

Für Pharmaunternehmen bot diese enge Zusammenarbeit eine Möglichkeit, über neue Medikamente und Therapien zu informieren und ihr Netzwerk im Gesundheitswesen zu stärken. Eine Win-Win-Situation: Ärzt:innen erhielten Weiterbildung und die Möglichkeit zum Austausch untereinander und mit der Industrie, und Pharmaunternehmen konnten ihre Produkte und Entwicklungen einem relevanten Publikum vorstellen. Die Digitalisierung und die Pandemie als deren Beschleuniger führten zu einem Wandel in der Landschaft der ärztlichen Fortbildung. CME wird inzwischen eher mit digitalen Angeboten verknüpft als mit den Präsenz-Veranstaltungen der Vergangenheit.

Wandel durch Digitalisierung: Neue Wege der ärztlichen Fortbildung

CME hat sich mit der rasanten technologischen Entwicklung zunehmend ins Digitale verlagert. Damit hat sich auch die Art und Weise grundlegend verändert, wie Fortbildungen konzipiert und durchgeführt werden. Digitale Formate wie E-Learning-Plattformen, Webinare, Podcasts und virtuelle Konferenzen bieten mehr Flexibilität in der zeitlichen Planung, da sie meist weder an Ort noch Zeit gebunden sind und sich leichter in den Alltag integrieren lassen. Dadurch konnten sie physische Veranstaltungen zunehmend ergänzen und teilweise sogar ersetzen.

Für die Veranstalter, zu denen bereits früh auch Pharmaunternehmen gehörten, hatten die digitalen CME-Fortbildungen für ärztliche Zielgruppen den Vorteil, dass sie ein breiteres Publikum erreichen konnten, ohne die hohen Kosten für physische Veranstaltungen und Reisen.

Der digitale Wandel ärztlicher Fortbildungen und CME hat jedoch auch Herausforderungen mit sich gebracht. Die Konkurrenz unter Fortbildungsanbietern hat sich durch die niedrigen Eintrittsbarrieren für digitale Plattformen verschärft. Gleichzeitig erwarten Ärzt:innen qualitativ hochwertige und interaktive Inhalte, die den Standards traditioneller Fortbildungen entsprechen – was eine ausgeklügelte und durchdachte Technik sowie angepasste Konzepte erfordert. Es mussten und müssen daher neue Wege gefunden werden, um durch innovative und praxisnahe Inhalte die Relevanz in der ärztlichen CME-Fortbildung aufrechtzuerhalten. Doch die Kehrseite der digitalen ärztlichen Fortbildung bleibt: CME-Punkte und Wissenserweiterung sind zwar gewährleistet, doch der zwischenmenschlich-fachliche Austausch kommt oft zu kurz.

Gekommen, um zu bleiben? Der Einfluss der COVID-19-Pandemie

Die COVID-19-Pandemie beschleunigte den digitalen Wandel auch im Bereich der ärztlichen Fortbildung. CME als physische Veranstaltungen war aufgrund von Kontaktbeschränkungen und Reiseverboten nahezu komplett zum Erliegen gekommen. Dadurch fiel auch die letzte Bastion: Alles, was bis dato in Präsenz lief und oftmals als nur in Präsenz durchführbar galt, musste ins Digitale übertragen werden. Und siehe da, es funktionierte. Virtuelle Kongresse, Webinare und Online-Fortbildungen halfen nicht nur, die Lücke zu füllen, sie wurden zur Norm. Digitale Formate erwiesen sich in der ärztlichen Fortbildung und für CME nicht nur als Übergangslösung, sondern stellten eine nachhaltige Zukunftsoption dar. Viele Ärzt:innen haben die Flexibilität und Zugänglichkeit dieser Formate zu schätzen gelernt, was die Nachfrage nach digitalen Fortbildungsangeboten langfristig erhöht hat.

Für die Pharmaindustrie und die sie begleitenden Agenturen wie die SDMED bedeutet dies, dass neue Kompetenzen gefragt sind. Die Herausforderung liegt darin, die interaktive und persönliche Komponente physischer Veranstaltungen in digitale Formate zu übertragen. Hochwertige Produktion, technische Innovationen und ansprechende Präsentationsmethoden wurden zu Schlüsselanforderungen, um Ärzt:innen auch in einem virtuellen Umfeld zu fesseln.

Chancen für die Pharmaindustrie: Neue Möglichkeiten im digitalen Raum

Trotz der Herausforderungen bietet der digitale Wandel der Pharmaindustrie zahlreiche Chancen, ihre Rolle in der ärztlichen Fortbildung und in CME weiter auszubauen. Digitale Tools ermöglichen es, maßgeschneiderte Lernpfade anzubieten, die sich an den individuellen Bedürfnissen und Interessen der Ärzt:innen orientieren. Dank Datenanalyse und künstlicher Intelligenz können personalisierte Fortbildungsangebote entwickelt werden, die genau auf die Wissenslücken, Interessensgebiete und beruflichen Anforderungen individueller Ärzt:innen zugeschnitten sind.

Zudem eröffnen digitale Formate mit der richtigen Konzeption die Möglichkeit, mit interaktiven Elementen wie Gamification, Simulationen oder virtuellen Fallstudien zu arbeiten, um Ärzt:innen stärker in den Lernprozess einzubeziehen und in Inhalte „hineinzuziehen“. Diese modernen Lehr- und Lernmethoden in der ärztlichen CME-Fortbildung fördern nicht nur das Verständnis, sondern auch die praktische Übertragung des Wissens in den Alltag, was letztlich zu einer besseren Versorgung der Patient:innen beiträgt.

Eine weitere Chance liegt in der Internationalisierung der ärztlichen Fortbildung. CME auf digitalen Plattformen ermöglicht es Pharmaunternehmen, weltweit Ärzt:innen zu erreichen, was die Reichweite und Qualität von Fortbildungsangeboten erheblich erweitert. Dadurch wird nicht nur die Sichtbarkeit der Marke erhöht, sondern auch ein Austausch von Wissen und Best Practices über nationale Grenzen hinweg gefördert. KI-gestützte Simultanübersetzungen werden hier in näherer Zukunft ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Virtuelle Kongresse ohne jegliche Sprachbarrieren sind in greifbarer Nähe.

Herausforderungen: Vertrauen, Transparenz und die Menschelei

Die enge Beziehung zwischen Pharmaunternehmen und der ärztlichen Fortbildung (mit oder ohne CME-Zertifizierung) wird auch im digitalen Zeitalter erneut zu einem sensiblen Thema. Seit Einführung der Kodizes vor etlichen Jahren hat sich die Art und Weise der Zusammenarbeit und der Kommunikation bereits stark verändert. Heute zeigt sich, dass insbesondere die jüngeren Generationen sich noch mehr Transparenz und Neutralität in der ärztlichen Fortbildung wünschen. Ausgewogene Inhalte werden daher immer entscheidender, um das Vertrauen vor allem der jungen Ärzteschaft zu gewinnen und Bedenken hinsichtlich einer möglichen Beeinflussung durch kommerzielle Interessen zu zerstreuen. Pharmaunternehmen müssen schon lange sicherstellen, dass ihre Fortbildungsangebote unabhängig und evidenzbasiert sind. Um als glaubwürdiger Partner in der ärztlichen Fortbildung und als CME-Anbieter wahrgenommen zu werden, muss dieser Aspekt inzwischen jedoch noch stärker in den Fokus rücken.

Ein weiteres Hindernis ist die technische Zugänglichkeit. Obwohl digitale Fortbildungen viele Vorteile bieten, müssen sie auch für Ärzt:innen in weniger entwickelten Regionen oder mit begrenzten technischen Ressourcen erreichbar sein. Hier besteht die Herausforderung, Formate zu entwickeln, die sowohl in High-Tech-Umgebungen als auch unter einfacheren Bedingungen funktionieren – insbesondere, wenn auf Kongressen internationale Expertise unabhängig vom Herkunftsland gebündelt werden soll.

Jenseits dieser beiden Faktoren bleibt der menschliche Kontakt, reale und uneingeschränkte Interaktionsmöglichkeiten die Achillesferse virtueller Formate. Hier ist noch einiges zu tun, um digitale ärztliche Fortbildungen an die CME-Formate von früher in Präsenz heranzuführen.

Zukünftige Technologien für ärztliche Fortbildungen, CME und virtuelle Kongresse

In den kommenden Jahren werden technische Innovationen die ärztliche Fortbildung von CME-Plattformen bis hin zu virtuelle Kongresse grundlegend verändern. Lassen Sie uns gemeinsam ein wenig Zukunft schnuppern, die gar nicht mehr so weit weg sein dürfte:

KI-gestützte Lernplattformen könnten personalisierte Lernpfade anbieten, die auf den individuellen Kenntnisstand, Interessen und Lernfortschritt der Teilnehmenden zugeschnitten sind. Durch Echtzeitanalysen und adaptive Algorithmen könnten Lerninhalte in digitalen ärztlichen Fortbildungen und auf CME-Plattformen automatisch angepasst werden.

Ergänzend dazu wird die Nutzung von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) eine immersive Lernerfahrung ermöglichen. Durch die Kombination von interaktiven 3D-Modellen, Simulationen und virtuellen Umgebungen können komplexe Sachverhalte lebensecht dargestellt werden, was enorme Vorteile bietet. Teilnehmer:innen könnten beispielsweise in einer virtuellen Situation operieren – und zwar bei Bedarf im Team!

Was auch bedeutet: AR und VR könnten vielleicht helfen, die menschliche Lücke zu schließen, die im virtuellen Raum noch immer klafft: der persönliche Kontakt zwischen den Teilnehmenden. Aber warum gedanklich hier aufhören? Holografische Technologien, ähnlich wie sie aus Science-Fiction-Filmen bekannt sind, könnten virtuelle Konferenzen revolutionieren. Speaker:innen könnten als Hologramme auf den Bühnen erscheinen, und Teilnehmer:innen hätten die Möglichkeit, in virtuellen Räumen holografisch zusammenzuarbeiten. Diese Entwicklung würde nicht nur eine stärkere räumliche Präsenz vermitteln, sondern auch den direkten Austausch zwischen den Teilnehmenden verbessern.

Bereits deutlich greifbarer ist der Einsatz von Spracherkennung und Echtzeitübersetzung, um in der ärztlichen CME-Fortbildung eine global vernetzte Teilnehmerschaft noch weiter zu unterstützen. Sprachbarrieren werden vermutlich schon recht bald durch automatische Übersetzungen in Echtzeit überwunden werden können, was die Interaktion und den Wissensaustausch auf internationalen Konferenzen erleichtern und revolutionieren wird.

Fazit

Die Rolle der Pharmaindustrie in der ärztlichen CME-Fortbildung hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Von traditionell physischen Veranstaltungen hin zu flexiblen digitalen Formaten hat die Branche erhebliche Anpassungen vorgenommen, um den Bedürfnissen der Ärzt:innen gerecht zu werden. Der digitale Wandel und die COVID-19-Pandemie haben diesen Prozess beschleunigt, neue Chancen eröffnet und gleichzeitig Herausforderungen geschaffen, die es zu meistern gilt. Pharmaunternehmen und die sie begleitenden Agenturen wie die SDMED haben nun die Möglichkeit, die Fortbildungsangebote weiterzuentwickeln, um eine noch engere, transparente und vertrauensvolle Beziehung zu den medizinischen Fachkräften aufzubauen und neue Maßstäbe und Lernerfahrungen zu setzen. Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft entwickeln! Wissen Sie eigentlich schon, dass wir uns in der SDMED Zukunftswerkstatt mit genau diesen Fragen und Möglichkeiten genauer auseinandersetzen? Schauen Sie gerne mal vorbei.





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