Fortbildungen zu Soft Skills für Ärzt:innen: Kann die Pharmaindustrie damit punkten?
Fortbildungen, die Soft Skills für Ärzt:innen vermitteln, werden immer wichtiger. Lohnt es sich aus Sicht der Pharmaindustrie, hier Angebote zu machen?
Fortbildungen, die Soft Skills für Ärzt:innen vermitteln, werden immer wichtiger. Lohnt es sich aus Sicht der Pharmaindustrie, hier Angebote zu machen?
Die kontinuierliche Fortbildung von Healthcare Professionals (HCPs) ist unerlässlich, um mit den ständig wachsenden Anforderungen des Gesundheitswesens Schritt zu halten. Traditionell fokussieren sich diese Fortbildungen auf medizinische und pharmakologische Entwicklungen. Doch in den letzten Jahren hat sich der Fokus erweitert: Die sogenannten Soft Skills werden auch für Ärzt:innen immer wichtiger. Eine spannende Frage ist, ob die Pharmaindustrie mit Fortbildungen zu diesen eher allgemeinen Themen im Arztalltag punkten kann. In diesem Artikel beleuchten wir die Relevanz solcher Fortbildungen und welche Rolle sie für die Pharmaindustrie spielen könnten.
In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an Ärzt:innen geändert. Ihr Berufsalltag ist digitaler und interdisziplinärer geworden. Statt „nur“ zu Kolleg:innen zu überweisen, wird vermehrt und verstärkt zusammengearbeitet. Dies spiegelt sich u.a. in Angeboten wie der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) wider, aber auch in den Wünschen von Patient:innen, die schon lange nicht mehr das einzige Bindeglied und der „Vermittler“ zwischen unterschiedlichen Fachrichtungen sein wollen. Das Verhältnis zwischen Ärzt:innen und Patient:innen hat sich aber auch generell signifikant verändert. Patient:innen sind heute informierter und selbstbewusster. Sie recherchieren Symptome online, tauschen sich in Foren aus und kommen mit spezifischen Fragen und Erwartungen in die Praxis.
All dies stellt HCPs vor neue Herausforderungen. Eine gute medizinische Ausbildung allein reicht nicht mehr aus – die Fähigkeiten zum Umgang mit digitalen Tools, zur interprofessionellen und interdisziplinären Teamarbeit, sowie zur empathischen Kommunikation und einer effektiven Betreuung von Patient:innen sind essenziell geworden. Diese Soft Skills, auf die Ärzt:innen im Berufsalltag zunehmend angewiesen sind, können und sollten über Medical Education abgedeckt werden. Aber lohnt es sich aus Sicht der Pharmaindustrie in diesen Bereich zu investieren?
Jüngere Mediziner:innen legen zunehmend Wert auf eine ganzheitliche Ausbildung, die nicht nur medizinisches Wissen, sondern auch Soft Skills umfasst. Und sie legen höchsten Wert auf Neutralität bei Fortbildungen, weshalb sie Fortbildungsangeboten der Pharmaindustrie extrem kritisch gegenüberstehen. Durch gezielte Angebote in Bereichen wie Kommunikation, Empathie und Patientenbetreuung kann die Pharmaindustrie nicht nur der Nachfrage von Schulungen zu Soft Skills der Ärzt:innen gerecht werden – sie kann auch einen wertvollen und neutralen Beitrag zur Ausbildung der nächsten Generation von HCPs leisten. Dies kann die langfristige Beziehung zwischen jungen Ärzt:innen und der Pharmaindustrie stärken. Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt:
Der Aufbau von Vertrauen ist für die Pharmaindustrie von entscheidender Bedeutung, insbesondere zu den jüngeren Mediziner:innen, die Medical Education der Pharmaindustrie tendenziell kritisch gegenüberstehen. Durch das Angebot von Fortbildungen zu Soft Skills für Ärzt:innen, die keinen Produktbezug haben und dadurch keine direkten Marketinginteressen verfolgen können, kann die Pharmaindustrie zeigen, dass sie sich für das Wohl der Ärzt:innen und deren Patient:innen einsetzt. Dies stärkt die Glaubwürdigkeit und trägt dazu bei, das Vertrauen der medizinischen Gemeinschaft zu stärken.
Indem die Pharmaindustrie in die Fortbildung von Soft Skills bei Ärzt:innen investiert, kann sie ihre Rolle als verantwortungsbewusster und ethischer Akteur im Gesundheitswesen unterstreichen. Solche Initiativen zeigen, dass die Industrie über ihre kommerziellen Interessen hinausdenkt und sich für die Verbesserung der medizinischen Praxis und die Zufriedenheit der Patient:innen einsetzt. Dies fördert eine positive Wahrnehmung der Pharmaunternehmen und kann langfristig zu einem besseren Image in der Öffentlichkeit beitragen.
Effektive Kommunikation und gute Patientenbetreuung sind entscheidend für den Behandlungserfolg. Indem die Pharmaindustrie HCPs dabei unterstützt, ihre Soft Skills zu verbessern, trägt sie indirekt zur Optimierung der Therapieergebnisse bei. Zufriedene und gut informierte Patient:innen sind eher bereit, Therapieempfehlungen zu folgen und bleiben länger in Behandlung. Dies kann auch die Wahrnehmung von Medikamenten und Therapien positiv beeinflussen.
Durch das Angebot hochwertiger und praxisrelevanter Soft Skill-Fortbildungen für Ärzt:innen kann die Pharmaindustrie langfristige Partnerschaften mit HCPs aufbauen. Diese Partnerschaften basieren auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen, was die Zusammenarbeit bei zukünftigen Projekten und Forschungsinitiativen erleichtert. Eine solche enge Zusammenarbeit kann zu innovativeren Lösungen und einer besseren Anpassung der Produkte an die tatsächlichen Bedürfnisse der Patient:innen führen.
Die Nachfrage nach Fortbildungen zur Patientenkommunikation und -betreuung sowie weiteren Soft Skills wird bei den Ärzt:innen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen. Die Pharmaindustrie hat das Potenzial, hier einen wertvollen Beitrag zu leisten, indem sie HCPs nicht nur mit wissenschaftlichen Informationen, sondern auch mit praxisrelevantem Wissen unterstützt. Grundvoraussetzung ist dabei eine klare Trennung zwischen Bildung und Marketing sowie ein hohes Maß an Transparenz und Integrität.
Soft Skills werden auch für Ärzt:innen immer entscheidender. Mit Fortbildungen in dem Sektor kann die Pharmaindustrie eine bedeutende Rolle spielen, wenn sie ihre Angebote entsprechend gestaltet und transparent agiert. Eine solche Ausweitung des Fortbildungsangebots könnte nicht nur die Qualität der Versorgung verbessern, sondern auch das Vertrauen der HCPs in die Pharmaindustrie stärken.
Insgesamt bietet die Investition in die Fortbildung von Soft Skills für Ärzt:innen eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die Pharmaindustrie kann durch den Aufbau von Vertrauen und Glaubwürdigkeit, die Förderung junger HCPs, die Verbesserung des Unternehmensimages und die Stärkung langfristiger Partnerschaften profitieren. Gleichzeitig verbessern sich die Kommunikationsfähigkeiten und die Patientenbetreuung der HCPs, was zu besseren Therapieergebnissen und einer höheren Zufriedenheit der Patient:innen führt. Und auch jenseits der Therapiezufriedenheit profitieren die Patient:innen, wenn sie durch empathischere und besser geschulte HCPs eine höhere Qualität der Versorgung erfahren.
Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich dieser Bereich in Zukunft entwickelt. Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten oder über die Ausweitung Ihres MedEd Angebots in den Bereich Soft Skills für Ärzt:innen nachdenken, dann kontaktieren Sie uns gerne!
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